Nachdem nun das „Innenleben“ der Regale fertig gestellt war, erfolgte als nächster Schritt die Bearbeitung der neun Seitenteile. Sechs Außen- und drei Innenseiten mussten teils mit Falz für die 12 mm MPX-Rückwände sowie mit Bohrungen für die Einschraubdübel der VB 21 D – Verbinder versehen werden.
Um auch hier die Bohrungen so genau wie möglich einzubringen, habe ich wieder meine Schablone verwendet, die mir auch schon bei den Fachböden gute Dienste geleistet hatte. Zu beachten war hier nur, das die Mittelwände durch das Fehlen der Falze für die Rückwände schmäler waren als die Außenseiten. Somit musste ich die Schablone auf einer Seite um 12 mm „aufdoppeln“, damit die Position der Bohrungen für die Einschraubdübel mit den VB 21 D-Verbindern auch hier übereinstimmte. Da bei den Mittelseiten die Einschraubdübel ja auf beiden Seiten vorhanden sind, musste die Schablone für die andere Seite nochmals umgebaut werden.
Die Fälze für die 12 mm MPX-Rückwände habe ich mit der OF 1400 in jeweils zwei Durchgängen mit einem 12 mm Nutfräser erstellt. Manchem mögen die 12 mm MPX ein wenig übertrieben erscheinen. Da ich aber vorhabe, später die Fachböden stabil mit den Rückwänden zu verschrauben, damit sich da ja nix mehr durchbiegen kann, habe ich da lieber zu etwas dickerem Material gegriffen.
So gefällt mir das – neuer Fräser, mehrere Durchgänge – sauberes Ergebnis.
Da ich die Regale auf stabile „Beine“ stellen wollte, habe ich zwei Sockel 80 x 810 x 24 mm pro Regal eingeplant. Der vordere Sockel soll um 20 mm zurückspringen. Der hintere Sockel mit dem Falz der Rückwand bündig abschließen, damit ich die Rückwand, trotz Sockel, bis knapp zum Boden ziehen kann. Da für das Einfräsen der Dominos an Vorder- und Hinterseite der Seitenteile unterschiedliche Abstände nötig waren, und ich Meßfehler vermeiden wollte, habe ich mir auch hier wieder eine kleine Schablone gebaut.
Auf ihr habe ich die Fräsmarkierungen für beide Seiten angezeichnet. Die Schablone wird an der Unterseite des Seitenteils passgenau angelegt und festgespannt.
Die DF 700 wird aufgesetzt, eingeschaltet und dann erst genau auf die Markierungen ausgerichtet. Das hat den Vorteil, das sich die Maschine nicht durch die leichte Fliehkraftbewegung, die beim Einschalten kurz entsteht, von der Markierung weg bewegt. Nach dem Einschalten läuft die Maschine so gut wie fibrationsfrei und kann sehr gut an der Markierung ausgerichtet und gehalten werden. Damit die DF 700 stabil und plan aufliegt, lege ich immer ein Reststück in der richtigen Materialstärke unter. Dann kann losgefräst werden…
Erstes Seitenteil fertig gefräst.
Im nächsten Schritt habe ich die Dominos in die Sockel eingefräst. Die Dominos mit den kurzen Enden sind für die Außenseiten bestimmt, die mit den langen Enden werden durch die Zwischenwände gesteckt um dann den Sockel des nächsten Anbauregal’s aufzunehmen.
Im Gegensatz zu den „normalen“ Fachböden, bei denen die VB 21 D-Verbinder von unten geschlossen werden, müssen bei den Fachböden, die über dem Sockel montiert werden, die Verbinder durch eine zusätzlich eingebrachte Bohrung von oben geschlossen werden. Dies hat den Nachteil, das die Unterseite der Fachböden nicht mehr „plan“ ist und die Sockel deshalb nicht bündig aufliegen würden. Ich habe deshalb auf meinem Frästisch an jedem Sockelteil zwei ca. 2mm tiefe Ausfräsung eingebracht…
die den Überstand des Verbinders aufnehmen kann.
…passt wie gewünscht und nix wackelt.
Zum testen beide Sockel zur Probe zusammen gesteckt.
Hier sieht man, wie später der hintere Sockel von der Rückwand verdeckt werden wird. Die Rückwand reicht bis ein paar Millimeter über den Boden.
Da die Regale auf Teppichboden stehen werden und ich die einzelnen Teile nach dem montieren der Rückwände noch an die Wand „befördern“ muss, habe ich an der Unterseite aller Seitenteile jeweils drei Teflon-Gleiter angeschraubt. Die Dinger „flutschen“ auf Teppich hervorragend…
Weiter ging es wieder mit einer meine absoluten „Lieblingsbeschäftigungen“…dem Hemdenbügeln…:-)
neee….lieber rote Umleimer aufbügeln.
Da es bei so langen Strecken (hier über 220 cm) nicht einfach ist, den ganzen Umleimer incl. Untergrund auf eine konstante Temperatur zu bringen, beginne ich immer, von der Mitte zum Rand, eine Seite zu erwärmen und anschließend mit einem mit Baumwollstoff umwickelten MPX-Klotz den Umleimer gut anzureiben. Sehr wichtig dabei, nicht nur die gerade Fläche anreiben, sondern den Klotz an den Kanten leicht schräg halten, damit auch hier die Bügelkante satt angedrückt wird.
Erst wenn ich diese eine Hälfte fertig angerieben habe, folgt die zweite Hälfte. So geht das ganze vollkommen stressfrei und der Kleber hat genug Zeit mit dem Untergrund eine innige Beziehung einzugehen.
Die Umleimer habe ich dann, wie schon in meinen anderen Projekten, mit der Kantenfräse bündig gefräst und mit dem Exzenterschleifer alle Seitenteile bis Korn 240 geschliffen.
Nun ging es daran, die Einschraubdübel für die VB 21 D-Verbinder zu montieren. Da ich die Fachböden so geplant hatte, das sie auf der Vorderseite mit den Seitenteilen bündig abschließen, mussten die Einschraubdübel so gerade wie möglich eingedreht werden. Schon ein oder zwei Millimeter aus dem Winkel und die Fachböden stehen auf der Vorderseite über. (ja, ich hör euch schon – man kanns auch übertreiben…:-), aber, wenn man eine Fehlerquelle ausschließen kann, sollte man das tun.
Um das zu vermeiden habe ich mir aus einem Rest Polyethylen schnell ein kleines „Hilfsmittel“ gebaut. Eine Ø 7mm Durchgangsbohrung, den Einschraubdübel darin versenkt,
und über der Bohrung im Seitenteil platziert.
Dann mit einem passenden Kreuzschlitzschraubendreher den Einschraubdübel eingedreht.
So wird jeder Einschraubdübel automatisch gerade und die Abstände stimmer zu 100%.
Nachdem nun alle Teile für die Regale fertig bearbeitet waren, konnte es an’s zusammenbauen gehen. Da ich hier wieder als „Ein-Man-Show“ unterwegs war, musste ich mir alles in Reichweite legen.
Beim ersten Regalteil hatte ich noch Bedenken, ob den alles passen würde, oder ob sich mein rotes Fehlerteufelchen mal wieder in einem Detail „verewigt“ haben würde.
Aber zum Glück passte alles super zusammen. Ein wenig Stolz ist man da schon immer, wenn den eins zum anderen findet…
Die Hettich VC 21 D-Verbinder machen den Aufbau der Regale schon fast zum Kinderspiel. Sie sind äußerst stabil und die damit erreichbare Stabilität ist enorm.
Die Regale stehen bereits ohne Rückwände bombenfest.
Da ich die 12mm MPX-Rückwände auch mit allen Fachböden verschrauben wollte, musste ich die Positionen vorher genau anzeichnen, um nur ja keine Schraube „ins Leere“ zu drehen.
Ich habe alle Schraubenlöcher Ø 3 mm vorgebohrt und dann leicht angesenkt, damit die Schrauben nicht über stehen. Somit konnte ich später schön bündig zwei Regale Rücken an Rücken verschrauben.
Regale über Regale…endlich mal was stabiles…:-)
Dank der Teflongleiter war auch das drei Meter Regalteil leicht alleine an die Wand zu bugsieren.
Um die Regale in der Ecke verschrauben zu können, habe ich am linken Regalteil MPX-Blöcke montiert und von der rechten Seite her verschraubt. Momentan fehlen noch passende Abdeckkappen.
Geplant waren die Fachböden von der Breite für 10 Original-Leitz Ordner. Ich habe mir dazu sogar von Leitz die exakten Maße besorgt. Tja…dann habe ich im „Post-Office“ vor längerer Zeit mal 40 Ordner bestellt und siehe das, von denen passen nun 11 Stück in ein Regalfach…ich liebe DIN-Normen…
Oder sollte ich doch lieber dekorativ meine Werkzeuge…:-) neee, oder?
Jaaaa..und weil’s scheinbar nur ein Original „Bavarian-Woodworker-Projekt“ sein kann, wenn doch noch irgendwo der Fehlerteufel zuschlägt, hatte ich in SketchUp sechs gleichbreite Regalteile „konstruiert“, obwohl ich doch eigentlich genau hätte wissen müssen, das zwei Regalteile in eine Durchgangsnische müssen und deshalb nicht so hoch und nicht so breit wie die anderen vier Regalteile werden dürfen….
…also Kommando zurück und „noch schnell“ sechs Fachböden in der Breite und drei Seitenteile in der Höhe eingekürzt, 12 neue Verbinder eingefräst und schon passte wieder alles. Hat ja nur zwei zusätzliche Stunden gekostet..aber was macht man nicht alles, um seine Skills zu erhöhen…:-)
Aber, Hauptsache am Ende passt alles, so wie man es sich zu Beginn vorgestellt hatte…Nun muss ich nur noch einen Freiwilligen finden, der die ganzen Ordner einräumt…:-)
< Teil 1 >
Hallo
Kannst du zu den Kosten von den jeweiligen Posten etwas sagen ?
Es sind ja im Prinzip 4 Regale.
Danke dir
Stefan
Hallo Stefan,
alles zusammengerechnet (MPX, Verbinder, Umleimer) kamen die Regale ca. auf 850 Euro. Natürlich ohne Arbeitszeit.
Servus, der Lothar
Sehr schöne Regale, danke für die Dokumentation.
Beste Grüße,
Andreas