Hallo Holzwürmer,

heute möchte ich euch eines meiner ersten und ältesten „Projekete“ vorstellen. Meine Mutter beklagte schon länger das Fehlen eines Schränkchens, das auf ihren Flur passt und ihre auf Vorrat angeschafften Lebensmittel aufnehmen könnte. Es sollte nicht zu groß und zu tief sein und wenn möglich, wegen fehlender Belüftung und der daraus folgenden Befürchtung der Schimmelbildung, ohne Rückwand auskommen. Die Stabilität sollte aber nicht darunter leiden, damit man sich beim Schuhe anziehen auch mal dran abstützen kann…:-)

Zum Material, das ich verbauen sollte, bekam ich noch den Hinweis, ja keine „Spanplatten“ zu verwenden. Geeinigt wurde sich dann auf Fichte-Leimholz 18 mm aus dem Baumarkt. Solcherlei Aufträge beflügeln natürlich einen „braven“ Sohn, der sich daraufhin auch gleich auf den Weg zum Baumarkt machte um alles nötige zu besorgen, nur ja keine „Spanplatten“…

Leider muss ich gestehen, das ich zur damaligen Zeit an alles gedacht habe, nur nicht daran, das ich meine Sachen einmal auf einem Blog veröffentlichen könnte. So gibt es von der reinen Bauphase leider keinerlei Bilder – nur Detailbilder von der fertigen Version. Ich werde aber versuchen, so gut es geht wiederzugeben, wie ich damals (wie sich das anhört, ist es doch erst zwei Jahre her) vorgegangen bin. Zumal da jede Menge an Arbeitsschritten vorkamen, die ich vorher noch nie in meinem Leben gemacht hatte. Aber, war ja nur billiges Fichte-Leimholz – was sollte schon groß passieren?…:-) Hauptsach, koa Spanplattn…

Ihr alle kennt ja die „Qualität“ der Leimholzplatten, die es in den einschlägigen Baumärkten so gibt. Also, erstmal den Stapel ein wenig „umgeschichtet“ und die besseren Teile rausgesucht. Nach ca. dem 15. Brett, das ich an das angrenzende Regal gelehnt hatte, kam dann ein Verkäufer und fragte mich, was ich den da treiben würde. Ich hab ihm dann erklärt, das ich leidlich gute Ware suche. Er meinte, das das so nicht in Ordnung sei und ich sollte die Bretter nehmen, wie sie liegen. Ich hab ihn dann gefragt, ob er mir die Bretter mit schlechter Qualität den billiger geben würde. Als er das verneinte musste ich ihm dann leider mitteilen, das ich mir dann wohl Bretter raussuchen müsste, die auch dem geforderten Preis entsprächen. Zuerst hat er noch ein wenig gebrummt, dann ist er abgezogen… Ich hab mir dann in aller Ruhe 8 schöne Teile rausgesucht und den Rest wieder sauber gestapelt.

Nach diesem kurzen Intermezzo bin ich dann mit meiner Ware abgezogen und hab mir dann zu Hause am Computer erstmal Gedanken gemacht, wie das Teil eigentlich ausschauen soll.

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Der Korpus war von der Planung her nicht wirklich schwierig. Da ich zu der Zeit gerade meinen Kreg Jig für Taschenbohrungen gekauft hatte, wollte ich das Teil bei diesem Korpus gleich ausprobieren. So war die Frage der Verbindungstechnik schon mal geklärt. Aber was mit den Türen machen? Im ersten Entwurf hatte ich die Türen noch aus jeweils einem Brett geplant. Nachdem ich dann aber in den verschiedenen Foren gelesen habe, das die wohl nicht gerade bleiben würden, habe ich mich dann umentschieden und die Türen in Rahmenbauweise gezeichnet. Nur…hatte ich sowas noch nie vorher gemacht. Also, wieder ran an SketchUp und verschiedene Proportionen für die Rahmenteile ausprobiert. Ich hatte mal irgendwo gelesen, das man aus optischen Gründen die kurzen Rahmenteile ein wenig breiter machen sollte, als die langen. Raus kam dann eine Rahmenbreite für die langen Schenkel von 60 mm und für die kurzen Schenkel 70 mm. Das Schränkchen hat die Maße: h=900 x b=780 x t=400 mm.

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Damit die Luft frei zirkulieren kann, habe ich auf eine durchgehende Rückwand verzichtet. Um aber trotzdem die Stabilität zu gewährleisten, wollte ich 100 mm hohe und 12 mm dicke Multiplexstreifen mit Flachdübeln hinter jedem Fachboden eingesetzt. Diese Streifen verhindern auch, das im Schrank gelagerte Sachen nicht hinten rausgeschoben werden können.

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Nach kurzem „abnicken“ des Planes seitens meiner Mutter konnte ich dann mit dem Zuschnitt der Fichten-Leimholzbretter beginnen.

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Die Rahmenteile habe ich mit Dominos 8 x 100 mm verbunden. Da ich zu der Zeit leider meinen Makita-Dickenhobel noch nicht hatte, musste ich die 8 mm starken Brettchen für die Füllungen mit Hilfe einer kleinen Vorrichtung für die OF 1400 gleichmäßig von beiden Seiten auf das gewünschte Maß „herunterfräsen“. Hat wunderbar geklappt. Nach dem Fräsen hab ich die Füllungen und Rahmenteile noch bis 320 geschliffen und die Kanten ein wenig gebrochen.

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Wenn man genauer hinschaut, kann man erkennen, das da beim Thema Kanten brechen noch Luft nach oben gewesen wäre. Aber, man wächst ja bekanntliche mit seinen Aufgaben.

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Danach ging es weiter mit dem Verleimen der beiden Türen. Die Füllungen bekamen ringsum 3 mm Spiel um arbeiten zu können.

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Den Korpus habe ich, wie geplant, mit Taschenbohrungen verschraubt. Es geht zwar schnell mit dieser Art der Verbindung einen Korpus zu verschrauben, aber, man sollte evtl., nicht so wie ich es gemacht habe, an den sichtbaren Stellen doch mit Flachdübeln arbeiten. Es gibt zwar entsprechende Abdeckstopfen für die Taschenbohrungen, aber gerade bei dieser astigen Fichte ist es dann schwer, passende Stopfen zu finden.

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Die Bohrungen für die Fachböden habe ich im System 32 angelegt. Ich hab aber nicht die ganze Korpusseite „durchlöchert“ sondern pro Einlegeboden nur 5 Löcher gebohrt. Das reicht locker zum optimalen Verstellen der Böden. Die Topfbänder Intermat 993 mit 110° und die Anschraub-Kreuzmontageplatten mit 0 mm von Hettich wurden dann mit Hilfe der Bohrschablone Multi Blue, ebenfalls von Hettich, eingebohrt. Mit dieser Schablone ist das Bohren und die Montage fast ein Kinderspiel.

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Mit einem normalen 5 mm Holz- oder Eisenbohrer werden die Bohrlöcher einfach nicht so sauber wie mit der Oberfräse und dem dafür passenden 5 mm Bohrer.

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Hier sieht man die 12 mm Multiplex-Leisten, die ich mit Flachdübeln im Korpus verleimt habe. Wie beschrieben dienen sie dazu, das Schränkchen zu stabilisieren und zu verhindern, das was hinten runterfällt.

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Die Sockelblende habe ich aus optischen Gründen um 2 cm nach hinten springen lassen.

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An der linken Tür habe ich dann noch eine 3mm starke Anschlagleiste angebracht, damit die Türen sauber schließen.

Unten schlagen die Türen am Bodenteil an.

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Damit die Türen nicht scheppern beim Schließen, habe ich noch diese transparenten Anschlagdämpfer aufgeklebt. Erfüllt seinen Zweck sehr gut.

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Hier seht ihr nun den kompletten Schrank von innen. Die eingeleimten 12 mm Multiplex-Streifen sorgen dafür, das das Ganze sehr stabil geworden ist. Ich glaube, mit einer durchgehenden 3 mm  Rückwand wäre es nicht stabiler geworden.

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Und nochmal von hinten…

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Den Korpus und die Fachböden habe ich bis Korn 320 feingeschliffen. Dann wurde das ganze Kasterl innen und außen 3 x mit Natural Möbel-Hartöl transparent eingelassen. Zwischen den verschiedenen Aufträgen habe ich immer ca. 20 Minuten gewartet, dann den Überstand abgenommen. Ich verwende zum Auftragen immer diese kleinen Schwämmchen, (immer nur die gelbe, weiche Seite zum Auftragen verwenden) die es auch sehr günstig bei Natural-Farben gibt. Damit sie nicht austrocknen, bis ich die nächste Schicht auftragen kann, kommen sie immer in ein Gurkenglas. Das funktioniert auch sehr gut, wenn man die gebrauchten Schwämme länger aufheben will. Nachdem das Holz dann kein Öl mehr aufgenommen hat, habe ich nach einer halben Stunde den letzten Überstand abgenommen. Nach einer Trockenzeit von gut 24 Stunden habe ich dann mittels einer Pipette, ganz sparsam, ein paar Tropfen Natural-Pflegewachsöl aufgetragen und mit dem Natural Super Polier-Pad, weiß, Ø 150 mm / 20 mm auf dem Metabo-Excenterschleifer einpoliert. Das Ergebnis war, dafür, das ich das auch zum ersten Mal gemacht hatte, sehr überzeugend. Die Oberfläche bekam einen sehr seidigen Glanz und fühlte sich auch sehr angenehm an.

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Zu guter Letzt habe ich noch zwei passende Griffe aus dem Baumarkt montiert. Das Schränkchen durfte dann noch ein paar Tage „auslüften“ und wurde dann der neuen Besitzerin übergeben. Das Teil ist nun schon über 2 jahre in Gebrauch, wird fleißig ein und wieder ausgeräumt und auch als Stütze zum Schuhe anziehen wird es schon mal zweckentfremdet. Bisher hat es alles schadlos überstanden und macht auch optisch noch einen sehr guten Eindruck. Was mich an diesem ersten Projekt so sehr gefreut und motiviert hat, waren diese kleinen „Erfolge“ beim Bau. Für mich ist es das Größte wenn ich was Neues ausprobiere und es gleich beim ersten Mal gut klappt, sowas motiviert mich ungemein und nimmt mir ein wenig die „Angst“, wenn der nächste Schritt auch wieder auf neue Wege führt.

Servus, der Lothar