Da ich in meiner Werkstatt leider keinen Platz für eine richtige Hobelbank habe, musste ich mir was anderes einfallen lassen.
Meine Ansprüche an den neuen Arbeitstisch:
• verwindungssteif, mit so wenig Spiel in allen verwendeten Komponenten wie möglich
• fahrbar mittels 4 stabiler, lenk- und bremsbarer Doppelrollen
• nicht zu leicht, damit er nicht samt gebremster Rollen verschoben werden kann
• Platz für 2 Unterschränke
• Möglichkeit zur Verwendung der Festool Lochrasterplatte mit Führungsschiene und Zubehör
• Vorrichtung, Werkstücke auch vertikal spannen zu können
Um festzulegen, was alles nötig ist, um diesen Arbeitstich zu bauen, habe ich mich erstmal ein wenig im Festool-Ersatzteilkatalog eingelesen. Klar hätte ich die MDF-Platte auch selber fräßen können. Hab ich auch schon. Unsere Werkbänke in meiner Schilderwerkstatt sind alle mit solchen Lochplatten ausgestattet. Aber…so wirklich 100% winkelig werden die Löcher dann doch nicht. Und da ich auf dieser Werkbank ja auch mein Plattenmaterial wiederholgenau und präzise schneiden wollte, hab ich mir dann die Original-Platte und alles nötige Zubehör bei meinem Festool-Dealer bestellt. Ein Nachteil, wenn es den einer sein sollte, ist, das man mit den Festool-Arbeitsplatten an feste Maße 1165 x 725 mm oder 590 x 725 mm gebunden ist. Viel Wahlmöglichkeit, was die Größe des Arbeitstisches angeht, hatte ich durch den begrenzten Platz in der Werkstatt eh nicht, deshalb habe ich mich für die erste Version mit 1165 x 725 mm entschieden. So würde dann auch noch ein Frästisch in ähnlicher Größe Platz finden.
Die Unterkonstruktion wollte ich wieder aus 80 x 80 mm Fichte KVH bauen. Verarbeitung genau wie bei meinem Eck-Multifunktionstisch.
Also erstmal wieder SketchUp angeworfen uns gezeichnet. Hier ein paar Bilder aus der Planungsphase.
Um die Führungsschiene mit Winkelanschlag und Zubehör richtig montieren und nutzen zu können, sind 2 der Original-Festool Aluschienen mit der Artikel-Nr. 472863 nötig.
Zu finden im EKAT von FESTOOL.
Leider hab ich keine SketchUp Vorlagen für Doppelrollen gefunden. Deshalb hier nur als „Platzhalter“ und wegen der Höhenberechnung einfache Rollen.
Als vertikal „Bankknechte“ habe ich Ø 30 mm Buche-Rundholzstäbe vorgesehen, die sich leicht in den Öffnungen verschieben lassen.
Nachdem ich nun die Planungsphase erstmal abgeschlossen hatte, folgten die ersten Arbeitsschritte, wieder ananlog zum Eck-Multifunktionstisch.
• Hobeln der Kanthölzer auf Endmaß (79 x 79 mm)
• Anbringen einer kleinen Fase an allen Kanthölzern
• Einfräsen der Öffnungen für die Domino-Dübel 10 x 80 mm
• Einbringen der 30 mm Bohrungen an den Beinen für die Bankknecht-Runddübel
• Bohren der Löcher und montieren der M10 Rampa-Muffen an den 4 Beinen
• Verleimen des ganzen Grundgestells mit Hilfe meiner Korpuszwingen
Die bereits bekannten Arbeitsschritte habe ich hier nicht noch einmal per Foto festgehalten, sondern nur beschrieben. Es soll ja auch nicht langweilig werden.
Hier der Materialbedarf für zwei Werkbänke. Die zweite Unterkonstruktion gehört dann für den Frästisch. (und nein, ich habe keinen Shop für Hundefutter, nur zwei reinrassige „Bayerische Stubenbiesler“ mit mächtig Appetit.
Damit es beim „leimen“ nicht zu stressig wird, habe ich, wo es möglich war, vorab schon alle Dominos eingeleimt.
…des Schreinermeisters Morgenstern….:-)
Hier die verwendeten Doppelrollen mit Feststellbremse.
Jetzt, nachdem ich diese Rollen ca. 2 Jahre im Einsatz habe, kann ich mit gutem Gewissen sagen, das ich sie jederzeit wieder an meine Werkbank schrauben würde. Wenn der Tisch genug Eigengewicht hat, und man bei schweren Arbeiten alle 4 Rollen arretiert, steht das Teil wie festgemauert. Bei „normalen“ Arbeiten reicht es, wenn bei zwei Rollen die Bremse gedrückt wird. Einzig, die Bremshebel lassen sich ein wenig streng lösen. Aber das ist zu verschmerzen.
Drei Tage nach Bestellung kamen dann die Festool-Teile an. Das abgebildetet Festool-Alu-Profil kommt in 2 Meter Länge (man kann sie übrigens nur paarweise kaufen, also 2 Stück mit jeweils 2 Meter) und muss dann noch mittels einer Kappsäge mit feiner Bezahnung für Aluminium (oder mit der Eisensäge) auf das gewünschte Maß abgelängt werden. Die Profile können am Untergestell mittels M8 Schlosschrauben befestigt werden. Die M8 Schrauben passen sehr genau in die T-Nut des Profils.
Damit da auch nix verrutschen kann, hab ich den Profilen genug Schrauben spendiert. Um späteres kollidieren der Schraubzwingen oder Benchdogs in der äußeren Lochreihe der Platte zu vermeiden, habe ich die Schrauben und Muttern auf der Innenseite versenkt.
Damit man auch noch die äußere Reihe Bohrungen in der Arbeitsplatte nutzen kann, habe ich die Kanthölzer für die Profilbefestigung schmäler (79 x 40 mm) ausgelegt. Die Festool-Alu-Profil sind extrem verwindungssteif, deshalb sind hier konstruktionsbedingt keine Probleme zu erwarten.
Die Lochplatte passt wie angegossen und muss nicht mal festgeschraubt werden. Die Möglichkeit bestünde allerdings, wenn ich an den oberen Stirnseiten der Tischbeine noch M6 Rampamuffen setzen würde.
So stand der Tisch nun erstmal drei Tage in der Werkstatt… in den drei Tagen habe ich mir bestimmt 5 x die Griffel an den scharfen Kanten der Alu-Profile aufgerissen und eine Ecke hatte, wegen fehlendem „Aufprallschutz“ auch schon eine Delle….klar…im original MFT ist da ja noch was drann…
Also wieder kurze SketchUp-Planungs-Testphase…
Die noch problematische Ausgangssituation…
Block aus 2 verleimten 30 mm starken Birke-Multiplex-Resten. Aussenmaß 80 x 80 x 60 mm. Die Ecke in der Mitte habe ich mit Hilfe der Zugfunktion meiner TKS ausgeklinkt. Die Ecken mit einem Radius von ca. 40 mm auf dem Tellerschleifer abgerundet.
Die 13 mm Nut ist notwendig, damit man später die original Festool-Zwingen in das Profil einführen kann. Die Durchgangsbohrung für die Befestigungsschraube hat Ø 5 mm, die Versenkbohrung Ø 10 mm im Durchmesser und ist auf beiden Schenkeln vorhanden.
hmmm…schaut schon mal nicht schlecht aus
kommt der Lösung schon sehr Nahe…
Genehmigt und ab in die Werkstatt.
Leider habe ich vom Bau keine Fotos gemacht, aber ich habs ja oben beschrieben. Die 13 mm Nut hab ich auf dem Frästisch eingebracht.
Hier sieht man noch die angeditschte Kante der Arbeitsplatte. Mit „Aufprallschutz“ dürfte sowas nun nicht mehr passieren.
Die Festool-Zwingen können problemlos verwendet werden.
Hier mit fertig montierter Führungsschiene.
und verschiedenen „Benchdogs“.
Wie man hier sieht, klappt auch das Arbeiten in der Vertikalen recht gut.
Einziger, mir bisher bekannter Nachteil meiner „Ecklösung“ ist, das man zum demontieren der Führungsschienen-Befestigungen die Ecke kurz abschrauben muss. Da das aber wirklich nur Sekunden dauert, war das bisher kein Grund für mich, das nochmal zu ändern.
Die beiden Unterschränke werde ich erst ein wenig später fertigen, wenn ich genau weis, was da mal reinkommen soll. Bisher ist ja der kleine Makita Dickenhobel noch „heimatlos“. Evtl. muss der ja da rein…mal sehn…:-)
Hi. Sehe immer mal wieder in deinen Projekten dass du Nuten mit einer Flachdübelfräse gemacht hast. Aber die Fräse selber noch nicht. Was hast du denn für eine Flachdübelfräse?
Hallo Mauel, das ist die Makita PJ7000 J, die ich hier verwendet habe.
Schöne Vorstellung. Danke Dir und gleich mal gespeichert.
Was ich mich aber frage: Wie verhält sich der EInzelkauf der Festool-Teile im Vergleich zum Kauf eines kompletten MFTs?
Ich dachte erst, dass Du das Oberteil eines MFTs auf eine Eigenkonstruktion geschraubt hättest, was ich auch schon oft gesehen habe.
Hallo Philipp, sorry, das die Antwort ein wenig gedauert hat – aber die Feiertage…:-)
Ich denke, das Du mit dem Kauf der Einzelteile günstiger wegkommst, als beim Kauf eines kompletten MFT’s. Das Geld für das Untergestell kannst Du dir ja schon mal sparen. Auch fallen die Befestigungsecken weg.
Schau Dir mal im Festool-Ersatzteilkatalog die Einzelteile an, die Du dafür benötigst. Hier die Adresse, wenn sie Dir noch nicht bekannt ist: http://www.festool.de/ekat
Wenn Du noch Frgaen dazu hast, schreib einfach nochmal…
Servus, der Lothar
Danke Dir!
Ich habe es nun mal nachgerechnet und komme für Profile und Lochplatte auf 370,16 Euro. Da in der Differenz aber auch noch die Schwenkeinheit, Auflageeinheit, Winkelanschlag, Anschlagreiter, Führungsschiene FS 1080/2, Abweiser FS-AW und Zusatzklemmung enthalten sind, lohnt es sich glaube doch, einen ganzen MFT zu kaufen.
Ich glaube übrigens, dass Du oben mit 439098 das falsche Profil zitierst. Müssten es nicht 472862 und 472863 sein.
Auf jeden Fall danke für Deine Arbeit!
Hallo Philipp,
die Artikelnummern 472862 und 472863 beziehen sich auf die Profile in Originallänge für den großem MFT. Die Artikelnummer 439098 bezieht sich, lt. Aussage des Händlers auf 2 Profilstangen mit 2 Meter Gesamtlänge.
Ob das so nun ri8chtig ist, kann ich aus dem E-Kat auch nicht wirklich rauslesen. Zu Deinem Preisvergleich kann ich nicht wirklich was sagen, da ich es noch nicht selber durchgerechnet habe. Wie bist du jetzt verblieben? Hast nen ganzen MFT gekauft?
Hallo Lothar,
interessante Arbeiten die du da machst.
Ich suche auch noch nach einer Lösung um meine Werkbank mobil zu machen, ohne dabei Stabilität zu verlieren. Kannst du deine Variante heute immer noch bedenkenlos empfehlen? Dein Link zu den Rollen funktioniert leider nicht mehr. Kannst du mir bitte den Hersteller und den Namen der Rollen nennen?
Danke und viele Grüße Uli
Hallo Uli,
ich hab den Link mal aktualisiert.
Hier nochmal zur Sicherheit: http://www.swdirekt.de/apparate-lenk-doppelrolle-mit-rueckenloch-feststeller-und-konuslager-bis-80-kg-tragfaehigkeit-52388.html
Und ja, die Rollen würde ich auch heute wieder ohne Bedenken verbauen.
Servus, der Lothar
Danke für deine schnelle Antwort.
Glückwunsch zu dieser super Konstruktion der fahrbaren „Mini-Hobelbank“. Die Tischplatte ist mit knapp 1,20m Länge tatsächlich etwas kurz für eine Hobelbank, sollte aber dennoch für viele Arbeiten eine gute Arbeitsgrundlage bieten. Die Spann- und Klemmmöglichkeiten ergeben sich ja aufgrund der durchgängigen Lochungen und der angebrachten Zwingen-Führungsschiene im Überfluss. Sehr schön ist auch der Aufprall-Eckenschutz. Top Arbeit!