Hallo liebe Holzwurmgemeinde,

wieder einmal hat mich der liebliche Ruf der besten aller Ehefrauen eingeholt erreicht und mir dadurch ein neues Projekt beschert. Wie es dazu kam? Tja, wie so oft – selbst Schuld ist der Mann, kann ich da nur sagen. Da ich ja immer schon ein Verfechter von aufgeräumten Arbeitsbereichen aller Art bin, stört es mich schon seit geraumer Zeit, das die „Kleinwerkzeuge“ für die tägliche Gartenarbeit meiner besseren Hälfte immer nie da zu finden sind, wo meine Holde meint, sie zu Letzt „hinterlassen“ zu haben. Kaum habe ich den Satz, man möge die gesuchten Werkzeuge doch einfach an einem „zentralen“ Ort nach getaner Arbeit ablegen, bereue ich diesen sogleich wieder.  „Du könntest mir da doch so einen kleinen Schrank bauen, den ich dann unter das Terrassendach stellen könnte und da könnte ich dann die ganzen Werkzeuge…”.  höre ich sie sagen. „Ein Schrank also? – ich hatte da eher an eine Kiste mit Deckel im Geräteschuppen gedacht”, gebe ich zurück. Hmmm…ihr Gesichtsausdruck zeigt mir aber, das sie mir gerne noch eine „zweite Chance“ für eine weitere Idee einräumen würde…

Ok, ok.. ein Schrank. Je länger ich dann drüber nachdenke, umso besser gefällt mir die Idee. „Das wird dann aber keine Multiplex-Kiste, sondern was aus Massivholz“, sag ich noch. Sie dreht sich kurz um und schenkt mir dieses gewisse Lächeln, das mir wieder einmal zeigt: Siehste, genau das wollte ich von Dir hören… Zu guter Letzt lass ich noch verlauten, dass es sich hier, nicht wie bei der Kartoffelkiste, um ein Projekt handelt, welches „am selben Tag noch eingeräumt werden kann“. Zustimmendes Nicken beim „Traum meiner schlaflosen Nächte“ signalisiert mir, das das neue Projekt nun gestartet werden kann.

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Es erfolgte eine kurze Ermittlung der Ansprüche, die das neue „Möbelstück“ erfüllen soll:
– Viel Platz für die unterschiedlichsten Handwerkszeuge rund um den Gartenbereich
– Holzart passend zur bestehenden Terrassenüberdachung
– mindestens eine Schublade
– mehrere, in der Höhe verstellbare Fachböden
– Inhalt von Außen nicht sichtbar
– Schrank soll nicht auf dem Boden stehen, um besser kehren zu können.

Ausführung:
– Schrankgröße h=1600 x b=500 x t=260 mm
– Materialstärke: 20 mm
– Ausführung in Sibirischer Lärche, massiv
– Korpus umlaufend aus Leimholz
– Montageart Korpus Hettich VB 21D-Verbinder
– Rückwand 12 mm Birke Multiplex, verschraubt und verleimt
– zwei Türen in Rahmenbauweise mit massiver Füllung, Ausführung mit Schlitz- und Zapfen
– eine Schublade mit aufgesetzter Front in Rahmenbauweise
– aufgesetzte Deckelplatte aus Lärche, massiv, 20 mm, 40 mm Eckradius
– Einlegeböden in Lärche, massiv
– Wandmontage mittels einer Keilleiste oben und unten
– Endbehandlung Innen und Außen mit Hartöl von NaturalFarben

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Nach erfolgreichem Einkauf bei meinem Holzhändler, sah es vor unserer Haustür wieder einmal ein wenig „voll“ aus…
Das Lärche KVH gehört schon für das übernächste Projekt und auch ein „paar“ der Bretter sind nicht für den Schrank gedacht. Aber, davon später mehr…

Zu „erlernende“ Skills bei diesem Projekt:
– Leimholz herstellen für den Korpus und die Türfüllungen
– Rahmenbauweise der Türen mit Schlitz und Zapfen
– mal einen Schubladen ohne Teleskopauszug verbauen

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Leider waren beim Holzhändler gerade die 20 mm Dielenbretter in Sibirischer Lärche aus und ich musste auf die geriffelten, 24 mm Terrassendielen aus dem selben Material zurückgreifen.

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Diese Teile haben aber den „Nachteil“ das sie beidseitig dieses „Rillenprofil“ besitzen.

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Auf der Kapex habe ich die 2 Meter Dielen dann auf das richtige Längenmaß gebracht, plus ein wenige „Zugabe“, sollte was schiefgehen…

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Da sich mein Makita-Dickenhobel eh schon beschwert hatte, das er immer so ungenutzt unter der Werkstatt stehen müsste, habe ich ihm „erlaubt“ ein paar Späne zu produzieren.

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Hier haben die Teile dann mit 21 mm schon fast das Sollmaß von 20 mm erreicht. Da ich sie nach dem Verleimen nochmal durch den Dickenhobel schicken will, hab ich diesen einen Millimeter noch stehen lassen.

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Trotz guter Absaugung gibt’s immer noch genug Späne, die ihren Weg nicht ohne meine Mithilfe in den Spänesack finden. Aber, der Geschmack der frisch gehobelten Lärche war mir diese zusätzliche Arbeit wert. Riecht doch gleich ganz anders, als eine MPX-Platte, beim Zuschnitt…

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Eines der ersten Probleme, die mich seit der Planung dieses Schranks beschäftigten, war, wie ich den wohl die Dielenbretter zum verleimen sauber im rechten Winkel „gefügt“ bekommen würde. Da ich noch nicht wirklich im Besitz guter Hobel bin (außer den Erbstücken von meinem Dad, aber die müssten erst mal aufbereitet werden) und ich damit auch noch nicht wirklich Erfahrung sammeln konnte, war ich schon recht gespannt, wie sich dieses Problem für mich mit einem zufriedenstellendem Ergebnis lösen lassen würde.

Zwei gangbare Möglichkeiten kamen hier für mich infrage: Zum einen mit meiner CS50 Tischkreissäge oder eben auf dem Frästisch mit der OF 2200. Ein Testschnitt auf der CS50 zeigte mir aber schnell, das die Schnittflächen mit dem verwendeten Grobschnittblatt zwar schön rechtwinkelig, aber auch sehr rau wurden und ich mir deshalb nicht sicher war, ob das der Leim Fuge nun zum Nachteil gereichen würde. Mancherorts liest man ja, das die Leimflächen nicht unbedingt „Hobelqualität“ aufweisen müssten, sondern nur im rechten Winkel sein sollen und der Leim, bei rauerer Oberfläche besser halten würde.

Leider sieht man aber doch öfter, das die Leimflächen eben doch gehobelt werden, also doch besser „glatt“ sein sollten. Ich habe mich dann für die Fräse entschieden. Ganz sicher war ich mir zu  Anfang nicht, ob das „fügen“ mit Hilfe der Tischfräse und dem Festool-Falzkopf wirklich klappen würde. Aber, als ich den Incra-Anschlag für den Frästisch erst mal richtig eingestellt hatte, ging das „fügen“ recht flott von der Hand.

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Was soll ich sagen – ich glaube, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich bin zumindest zufrieden.

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Damit sich die Teile in der Höhe beim verleimen nicht verschieben, habe ich noch ein paar Flachdübel ein gefräst.

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Hier seht ihr kurz meinen „Leimaufbau“. Mittlerweile kennt der ein oder andere ja schon meine Vorgehensweise beim Verleimen. „So schnell wie nötig und so stressfrei wie möglich“. Deshalb sind nur die Sachen am Start, die ich unbedingt zum verleimen brauche. Alles andere hat Pause und ist,so gut es eben geht, außer Reichweite. Im Vordergrund seht ihr meinen Nigel nagelneuen Leimpinsel vor seinen ersten (und leider auch letztem) Einsatz. Ich hätte das „Kleingedruckte“ auf der Leimflasche doch etwas besser lesen sollen, was das Reinigen der Arbeitsgeräte nach Verwendung des Soudal Pro 40p Leims angeht.

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Leider erfolgte diese Aufnahme im „Romantik-Modus“ meiner Kamera und man kann die eingepinselte Leimfläche nicht wirklich gut erkennen. In Wahrheit aber war an dieser Aufnahme die untergehende Abendsonne schuld, die durch das Werkstattfenster reingeblinzelt hat und einfach ganz frech meine Foto Lampe überstrahlte.

Weswegen aber nun der wasserfeste Soudal Pro 40p und nicht „normaler“ D3-Weißleim? Da der Schrank zwar unter dem Terrassendach stehen wird, aber an einer Seite trotzdem mit leichter Feuchtigkeit in Berührung kommen kann, wollte ich hier das Risiko nicht eingehen, das mir durch die falsche Wahl des Leims mit der Zeit die Fuge am Leimholz „aufgehen“ würde.

Zur Verarbeitung muss ich sagen, dass ich diese Art Leim in Zukunft nur dann verwenden werde, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Warum ? Erstens stinkt das Zeug – zwar nicht überextrem, aber weit entfernt vom „Duft“ eines gut abgelagerten Weißleims. Dann sind Gummihandschuhe ABSOLUTE PFLICHT. Am besten aus Nitril. Natürlich habe ich die beim ersten Leimvorgang „vergessen“. Zum Dank hatte ich, trotz intensiver Handwaschorgien mit den unterschiedlichsten Reinigungsmitteln, zwei Tage lang braune Fingerkuppen und das Gefühl, das meine Papillarleisten an den Fingerkuppen „bündig“ mit Leim zugeschmiert waren und mir das Gefühl von total glatten Fingern vermittelten.

Wenn man mit solcherlei Leim noch nicht vertraut ist, sollte man auch beachten, das dieser sehr viel flüssiger aus der Buddel rinnt, als normaler, eher zähflüssiger Weißleim. Das hat zur Folge, dass man leicht „zu viel des Guten“ auf die Leimfuge oder in den Frässchlitz für die Flachdübel bekommt. Der Leim „quillt“ dann recht stark und über längere Zeit nach – was man nicht sofort mit einem feuchten Lappen abwischt, kann man hinterher nur noch „mechanisch“ entfernen. Also, immer schön langsam und sparsam auftragen.

Kaum habe ich in unserem Forum „Holzwurmtreff“ dieses Projekt online gestellt, macht mich auch schon einer unserer Fories darauf aufmerksam, das man für Verleimungen im Außenbereich keinen 1K-PUR-Leim in Verbindung mit Lärche verwenden soll. Scheinbar soll es da chemische Reaktionen zwischen den Stoffen in der Lärche und dem Kleber geben und die Klebekraft des selben negativ beeinflussen. Tja – nu is er schon drinn, der Kleber, in der Leimfuge. Ich tu einfach mal so, als ob ichs nicht gewusst hätte (wobei ich da ja nicht mal schwindeln muss) und warte ab, ob der Schrank in einem Jahr auseinander gefallen ist.

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Hier Deckel, Boden und Zwischenböden „im Leim“…Die Bessey Korpus Zwingen konnten auch hier, wie schon so oft voll überzeugen.

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Die selbe Vorgehensweise bei den langen Seitenteilen. Die Anzahl der Korpus Zwingen sollte wohl ausreichend sein…:-)

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Obwohl ich den austretenden Leim mit einem feuchten Lappen weggewischt hatte…

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… gab es für meine „Neuerwerbung“ noch einiges abzukratzen. Absolut kein Problem für das Teil. Es liegt durch den runden Halteknopf gut in der Hand und macht schöne, feine Späne. Aber auch größere Leimtropfen sind damit kein wirkliches Problem.

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Dann nochmal ab durch den Makita-Dickenhobel und auf die 20 mm Endmaß herunter gehobelt.

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Mit den Leimfugen bin ich für meinen ersten Versuch sehr zufrieden – alle schön dicht. Kein Wunder, bei dem „Druck“…:-)

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Ups – da fällt mir noch was ein. Haben wir überhaupt die „Verleim Regeln“ beachtet?

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Jaaa..haben wir…
Sicherheitshalber habe ich alle Teile, wenn nicht daran gearbeitet wird, hochkant und mit genug Zwischenraum auf die Tischkreissäge gestellt um sicherzustellen, dass sie von beiden Seiten gleichmäßig die Raumtemperatur annehmen können.

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Nun werden alle Teile auf ihre endgültige Länge gebracht. Eine gute Gelegenheit, die neuen Benchdogs vom „Sauter-Shop“ mit den Magnethaltern in der Führungsschiene zu testen, die ich mir vor ein paar Wochen „geleistet“ habe.

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Anfangs war ich etwas skeptisch, ob die kleinen Magnete die Schiene wirklich ausreichend fest an die Edelstahl-Benchdogs ziehen würde. Nach den ersten zwei Schnitten war ich aber bereits dermaßen davon überzeugt, dass ich den Original Festool-Anschlag mit Schiene von meinem Selbstbau-MFT abbauen werde, da mir dieser doch recht oft im Weg ist, wenn er nicht gebraucht wird.. Die Magnete halten wirklich sehr gut und man kann, ohne das Gefühl zu haben, das einem die Schiene gleich wegrutscht, wirklich saubere und absolut rechtwinkelige Schnitte damit ausführen.

Man sollte aber der Warnung, die der Packung beiliegt und besagt, dass man die Magnete auf keinen Fall zusammen „klicken“ lassen sollte, unbedingt Beachtung schenken, wenn man nicht riskieren will, das die Magnete zu Bruch gehen. Meine haben, leider, ungewollt „geklickt“, und einer ist dabei in der Mitte zerbrochen. Man kann die einzelnen Teile zwar noch weiter in der Schiene verwenden, aber ärgerlich ist es trotzdem Siehe vorletztes Foto mit Riss im Magnet.

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Die Winkelgenauigkeit ist wirklich tadellos. Es geht mit dem Original-Festool Anschlag zwar ebenso winkelgenau, nur dauert die Einrichtzeit der Schiene und des Anschlags um einiges länger.

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Hier werden dann alle Teile noch auf die Endbreite zugeschnitten.

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Mit Teilen, die über 180 cm lang sind, wird es schon ein wenig „unhandlich“ in meiner kleinen Bude. Aber, es ging noch recht gut…

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Mit ein wenig „Feintuning“ in der Breite konnte ich die Frässchablone vom Ordnerregal für 360 Leitz-Ordner wieder verwenden.

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Das Einfräsen erfolgt dann in gewohnter Manier mit der OF 1400 in zwei Durchgängen. Durchgang 1 mit Ø 30 mm Festool Forstner-Bohrer. Durchgang 2 mit Ø 10 mm Nutfräser und Stirnschneide.

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Die Hettich VB 21D-Verbinder warten schon auf ihren Einsatz.

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Bevor die Verbinder eingesetzt werden, erfolgt noch der Endschliff aller Teile mit dem Exzenterschleifer und Korn 120 / 180 / 240.

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Mit sanfter Gewalt werden die Verbinder dann an ihren endgültigen Bestimmungsort „befördert“.

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Im Anschluss erfolgt das Anzeichnen der Bohrungen für die Einschraubdübel der VB 21D-Verbinder. Natürlich durfte dafür wieder der T-600 aus seinem „Käfig“.

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Mit meinem „besten Stück“, dem Wolfraft-Bohrständer, der kleinen Bosch-Tischbohrmaschine und einem Original Ø 5 mm Festool Bohrer für die Oberfräse werden, meiner Meinung nach, die Bohrungen qualitativ besser, als mit „normalen“ Holz- oder Metallbohrern.

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Dann erfolgte auch schon der erste Probeaufbau…
Da ich bisher die VB21 D-Verbinder nur in Verbindung mit MPX eingesetzt habe und die Bohrungen dort fast zu 100% passgenau waren, musste ich bei dem doch im Vergleich sehr weichen Nadelholz durch den Faserverlauf ein paar Abstriche in der Genauigkeit der Bohrungen machen. Trotz Bohrständer und Frässchablone konnte ich Abweichungen von einem halben bis zu einem  Millimeter feststellen, was sich natürlich, wenn auch in einem noch „erträglichem“ Maße auf die Passgenauigkeit der Boden- und Mittelteile auswirkte. Aber zum Glück nichts, was man nicht mit ein paar „Zügen“ auf dem Makita Bandschleifer wieder hinbekommen würde.

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Der fertig montierte Korpus

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Dann alle Teile wieder demontieren und die Falze für die Rückwand mit der OF 1400 und dem Parallelanschlag anfertigen.
Ach ja, hab ich eigentlich schon erwähnt…

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…das dieses Festool-VAC-SYS das obergeilste ist, mit dem ich je gearbeitet habe? 🙂 Ich war mir vor dem ersten Fräsvorgang ein „wenig“ unsicher, ob mir nicht gleich das Seitenteil incl. der Fräse beim ersten Andrücken auf den Boden kracht. Aber, weit gefehlt – alles hält, auch bei so langen Teilen, wirklich bombenfest. Einzig zu beachten: immer den Rand des eingesetzten Saugtellers schön vom Staub befreien, dann klappts auch mit dem Ansaugen…:-)

Das ist zur Zeit der aktuelle Stand des Schrank-Projekts.
Als nächsten Schritt werde ich mir ein kleine Vorrichtung bauen, mit der ich an meiner CS50 die Schlitz- und Zapfenverbindungen in die Türfriese einbringen kann…

Bis dahin – So long, Friends…

< Teil 2 >